MironLiest reviewed Der Beherrscher der Lüfte by Anonymous (Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff, #1)
Ein Groschenroman aus der letzten Jahrhundertwende
2 stars
Wenig überraschend waren Groschenromane schon um 1900 nicht in erster Linie auf literarische Qualität bedacht. Der ständige Zwang, Gefühle und Implikationen erklären zu müssen, ist hier immer präsent und erinnert stark an die Romanhefte, die ich in den 1980ern gelesen habe.
Die Geschichte selbst ist klassischer früher Pulp – eine Rachegeschichte, deren zentrale Figur ein genialer Haudrauf ist, der seinen Gegnern im Fechten wie im Schachspiel überlegen ist und sie schon allein durch seine Furchtlosigkeit jederzeit bezwingen kann. Dieser Archetyp wurde später vor allem durch Doc Savage oder The Shadow bekannt.
Auffällig ist auch die Weltgewandheit, die der Autor erkennen lassen will: Schauplätze sind Frankreich, Georgien und Russland, und Formulierungen wie „ein emsiges Hasten und Treiben, wie es in Hafenstädten immer zu finden ist“ sollen untermauern, wie selbstverständlich die Erzählung sich an allen Orten der Welt zu Hause fühlt. Positiv überraschend ist dabei der (zumindest in diesem ersten Heft der …
Wenig überraschend waren Groschenromane schon um 1900 nicht in erster Linie auf literarische Qualität bedacht. Der ständige Zwang, Gefühle und Implikationen erklären zu müssen, ist hier immer präsent und erinnert stark an die Romanhefte, die ich in den 1980ern gelesen habe.
Die Geschichte selbst ist klassischer früher Pulp – eine Rachegeschichte, deren zentrale Figur ein genialer Haudrauf ist, der seinen Gegnern im Fechten wie im Schachspiel überlegen ist und sie schon allein durch seine Furchtlosigkeit jederzeit bezwingen kann. Dieser Archetyp wurde später vor allem durch Doc Savage oder The Shadow bekannt.
Auffällig ist auch die Weltgewandheit, die der Autor erkennen lassen will: Schauplätze sind Frankreich, Georgien und Russland, und Formulierungen wie „ein emsiges Hasten und Treiben, wie es in Hafenstädten immer zu finden ist“ sollen untermauern, wie selbstverständlich die Erzählung sich an allen Orten der Welt zu Hause fühlt. Positiv überraschend ist dabei der (zumindest in diesem ersten Heft der Serie) vollkommen fehlende Rassismus: Dunkelhäutige Menschen werden als ganz normal vorgeführt und bewegen sich unter der Mannschaft des Luftpiraten ebenbürtig mit den hellhäutigeren Vertretern.
Trotzdem gibt es keinen Aha-Moment, keine Pointe, keine überraschende Wendung. Die Handlung entwickelt sich geradlinig und vorhersehbar von der ersten Erwähnung des unglaublichen Luftschiffs bis zur Erledigung der grausamen Pflicht. Das offene Ende soll keine Spannung erzeugen, sondern den Aufhänger für die nächsten Hefte bieten.
Lediglich der altbackene Schreibstil (speziell in den Dialogen) und die Faszination für die hochmoderne Technik des lenkbaren Luftschiffs entlocken dem Luftpirat ein gewisses Vergnügen, das sicherlich auch über mehrere Fortsetzungen erhalten bleiben könnte.